Zum Ziel der Gründung des Zentralen Industriebezirks setzte man sich, im Falle des Krieges, rasche Beschleunigung der Wirtschaftsentwicklung besonders in schlecht entwickelten Teilen Polens. Da in Europa Wettrüsten herrschte, war auch Polen gezwungen, das Produktionspotenzial für die Aufrüstung zu erweitern. Die Ankurbelung der Zivilproduktion wurde aber jedoch gleichzeitig unterstützt. Nur ganzheitliche Maßnahmen konnten eine Reaktion auf die Herausforderungen eines jungen Staates Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts sein.
Die Lage des Zentralen Industriebezirks in der Flussgabelung der Flüsse Wisła und San widerspiegelt die komplexen analytischen Studien eng verbunden mit Verteidigungsbereitschaft des Landes, Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen, Industrialisierung, Ausbau des Verkehrsnetzes, Demografie, Sozialzustände und Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Der ca. 60 Tausend km² große Industriebezirk lag auf dem Gebiet der vier damaligen Woiwodschaften: Kielce, Krakau, Lublin und Lemberg.
Damit der Zentrale Industriebezirk besser funktionierte, wurde er in drei Teile geteilt. Jeder Teil hatte unterschiedliche Aufgaben. Bezirk „A” Kielce-Radom sollte die Quelle von Rohstoffen sein, Bezirk „B” Lublin hatte eine Verpflegungsfunktion von Agrarrohstoffen und Bezirk „C” Rzeszów-Sandomierz erfüllte über die Produktions- und Verarbeitungsfunktion hinaus die wichtigsten Aufgaben. Im Laufe der Zeit glich sich diese festgelegte Struktur aus und Sachinvestitionen unterschiedlichen Charakters sind auf dem ganzen Gebiet des Zentralen Industriebezirks entstanden.
Der Zentrale Industriebezirk war die Polens größte Wirtschaftsinvestition in der Zwischenkriegszeit. In zivilen und militärischen Planungsbüros vorbereitet, war das Projekt eines der ersten europäischen interlokalen Projekten, das die Entwicklung der Industrie, des Handels und der Landwirtschaft in Einklang mit sozialen Fragen brachte. Obwohl der Plan nicht lange funktionierte, trotz außergewöhnlicher politischer Umstände und komplizierter internationaler Situation, hatte er einen starken Einfluss auf die Geschichte und Landschaft des ganzen Landes.
Im Zentralen Industriebezirk wurden unterschiedliche Projekte realisiert: Infrastruktur-, Industrie-, Bau- und Verkehrsprojekte. Im Mittelpunkt standen dabei insbesondere Energiewirtschaft und Politik der multidimensionalen Entwicklung. Die Finanzierungskosten für die Gesamtinvestitionen und Umsetzung der Strategie sollten die Wirtschaft und weitere Projekte stimulieren. Um richtig zu funktionieren, wollte der Staat aus der Krise besser gewappnet für die zukünftigen Herausforderungen herausgehen.
Das größte Elektrifizierungsprojekt war der Bau der Hochspannungsleitung zwischen Mościce und Starachowice. Es wurde auch die Hochspannungsleitung von Mościce über Dębica nach Rzeszów erbaut sowie die Übertragungsleitung Ostrowiec – Sandomierz. Die 300 km lange Zentrale Gasleitung verband Gorlice, Jasło, Krosno und Ostrowiec mit Warschau. Die Entwicklung der Energiewirtschaft wurde gefördert. Man hat mit dem Bau vom Stausee in Czchów angefangen, der Bau des Wasserkraftwerkes auf dem Fluss Dunajec in Rożnów wurde fortgesetzt und die Arbeiten beim Bau der Stauseen in Porąbka, Czorsztyn und Myczkowce waren fortgeschritten.
Um das Verkehrsnetz auszubauen, errichtete man in den Jahren 1936–1939 auf dem Gebiet des Zentralen Industriebezirks ca. 6,75 Tausend km neuer Schotterstraßen, gründete neue Bahnverbindungen zwischen Rzeszów und Sandomierz sowie von Warschau über Radom nach Ostrowiec Świętokrzyski. Reguliert wurden 280 km der Flüsse, um die Weichsel als Transportstrecke benutzen zu können.
Gleichzeitig wurden alle Industriezweige entwickelt. Einige Dutzend größere Unternehmen wurden bis 1939 gegründet. Zum strategischen Investor wurde das Ministerium für militärische Angelegenheiten und Betriebe unter seiner Schirmherrschaft stellten Ausrüstungselemente und Bewaffnung für die modernisierte Armee her. Einige Betriebe produzierten Produkte sowohl für militärische als auch für zivile Nutzung.
Zu den größten Unternehmen im Zentralen Industriebezirk gehörten u.a. Südwerke (später Hüttenwerk Stalowa Wola), Munitionsfabriken in Kraśnik und Dęba, Staatliche Luftfahrt-Werke in Mielec und Rzeszów, Werkzeugmaschinenfabrik H. Cegielski in Rzeszów, Fabrik organischer Nitroverbindungen „Nitroza” in Sarzyna, Fabrik zur Formalin-Produktion „Lignoza” in Pustków, sowie auch Chemiesche Betriebe und Reifenfabrik „Stomil” in Dębica. Mehrere von den oben genannten Betrieben haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu bedeutenden Unternehmen entwickelt. Auch heute sind sie nationalführende Unternehmen ihres Wirtschaftszweiges.
In unmittelbarer Nähe der erbauten Fabriken und Hüttenwerke entwickelte sich die Hilfsindustrie und auch private Unternehmen wurden gegründet. Neue Arbeitsplätze und ziemlich gut bezahlte Arbeit lockten viele Arbeitslose aus allen Ecken des Landes an. Man brauchte Wohnungen, was zur raschen Entwicklung der Städte führte. Ein wichtiger Bestandteil der damals angefangenen umfassenden Bauaktion waren moderne Wohnsiedlungen in der Nähe der errichteten Industriebetriebe. Im Laufe der Zeit wurden die Wohnsiedlungen zum Teil der Städte. Zur Zeit der Entstehung des Zentralen Industriebezirks entwickelten sich solche Städte wie: Stalowa Wola, Nowa Dęba, Nowa Sarzyna, Poniatowa und auch Dörfer: Pustków, Niedomice und Krajowice.
Diese dynamische Entwicklung wurde von polnischer Regierung und lokalen Behörden durch moderne Finanzierungsmaßnahmen unterstützt. Im Gebiet des Zentralen Industriebezirks wurden entsprechende Instrumente für Unternehmer geschaffen wie zinsbegünstigte Investitionskredite, starke finanzielle Anreize für Anschaffung des Bodens und Steuervergünstigungen. Die Idee des Zentralen Industriebezirks wurde stark gefördert und durch zahlreiche Präsentationen und Studienreisen verbreitet.
Die vom polnischen Staat 1936–1939 in Betracht gezogenen und leider nicht ausreichend verwirklichten Maßnahmen, bilden das Kulturerbe des Zentralen Industriebezirks. Dieser Besitzstand, jahrelang in Vergessenheit geraten und unterschätzt, wurde letztens in mehreren wesentlichen Publikationen richtig eingeschätzt und erfreut sich wachsendem Interesse. Die Route des Zentralen Industriebezirks, die einen Teil des ehemaligen Zentralen Industriebezirks umfasst und im Gebiet des Karpatenvorlands liegt, ist ein Beitrag zum 80. Jahrestag des Zentralen Industriebezirks (2017 gefeiert).
Die vorgeschlagenen Routen entsprechen Ihren Zeit- und Verkehrsmöglichkeiten. Zu besichtigen sind ehemalige Fabriken und Betriebe sowie auch Wohnsiedlungen der Betriebsarbeiter, des technischen Personals aber auch luxusvolle, modernistische Villen der Führungskraft. Empfehlenswert sind Kulturhäuser, Polikliniken, Kindergärten und Schulen, die zur Verfügung der damals sich entwickelnden Gesellschaft standen. Unterwegs sind auch Denkmäler der Technik, einmalige Ingenieurkonstruktionen wie Elevatoren, Wassertürme und Stauseen zu bewundern. Es besteht auch die Gelegenheit historische Fotos und Filme zu sehen sowie auch Museen und Gedenkzimmer mit damals verwendeten Gegenständen und Geräten zu besuchen.
Dieser Reiseführer und Führungen mit engagierten Reiseleitern begleiten Sie auf den Spuren des Zentralen Industriebezirks. Diese erste Ausgabe wird sicherlich im Laufe der Zeit verbessert, deshalb sind Sie um Kommentare und Vorschläge auf einer für diesen Zweck gelassenen Seite gebeten. Hoffentlich erscheinen in Zukunft neue Orte auf der Route und weitere mit dem Zentralen Industriebezirk verbundene Woiwodschaften beteiligen sich auch am Projekt. Es ist zu hoffen, dass dieser Reiseführer Ihren Erwartungen entgegen kommt. Viel Spaß beim Entdecken des Zentralen Industriebezirks!