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BESCHREIBUNG DER ROUTE - Pustków

Die Route beginnt an der Bushaltestelle in der Kolejowa Straße, nicht weit von der Słoneczna Straße. Man geht Słoneczna Straße entlang bis zur Siedlung des ehemaligen Produktionsbetriebs „Lignoza”.

ROUTE

● Direktorenvilla (Siedlung des ehemaligen Produktionsbetriebs „Lignoza”)
● Bebauung der Ingenieursiedlung
● Bebauung der Beamtensiedlung
● Kapelle
● Bebauung der Meistersiedlung
● Eingangskomplex der Lochziegelwerke („Lignoza A.G.” in Katowice), heute Lerg A.G.

 

ENTFERNUNG ZWISCHEN DEN OBJEKTEN
Die Länge der Route: 4,4 km
Dauer der Route zu Fuß: 54 min
Dauer der Route mit dem Fahrrad: 16 min

Gegründet wurde die Siedlung am 3. Februar 1938  für die Mitarbeiter der in der Nähe erbauten Fabrik. Nur 1 km von der Fabrik entfernt, lag sie im Waldgebiet inmitten von Kiefern, auf kargem Sandboden. Auf diese Siedlungslage hatten sowie praktische als auch ökonomische Faktoren einen großen Einfluss. Die Gebäude lagen südlich von der Verkehrsstraße, deshalb konnte man die Fabrik sehr schnell erreichen. Geplant wurde der Bau von siebzig unterschiedlichen Wohngebäuden und sieben öffentlichen Gebäuden.

Die Grenzen des Baulands und seine Gestaltung beeinflussten die unsymmetrische Lage der Siedlung. Im Bebauungsplan musste man auch die Sicherheits- und Luftabwehrvorschriften berücksichtigen, deshalb wurde das ganze Siedlungsgelände vom Graben umgeben. Nach dem Plan sollten sich im Zentrum öffentliche Gebäude solche wie Schule, Kasino (nicht erbaut), Häuser für Junggesellen (nur ein Haus errichtet), Garagen und Heizhaus befinden.

Auch ein Stadion sollte erbaut werden, der Bau ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg zustande gekommen. Das Stadion wurde aber anders platziert als ursprünglich geplant. Die Siedlungsgebäude wurden die Straße entlang errichtet und am Ende der Straße befand sich das Feuerwehrgebäude, erst während des Krieges wurde es fertig gebaut. Die Idee im Siedlungszentrum eine öffentliche Zone zu schaffen, hauptsächlich zur Erholung, machte das Projekt besonders interessant. Man hatte das Gefühl einer Gemeinschaft, zugleich wurden aber einzelne Kolonien voneinander getrennt. Der dadurch erzielte spezifische Charakter einer gemütlichen Siedlung spürt man noch heute.

In Pustków ist der Straßenbelag der Kolejowa Straße bemerkenswert. In der Nähe der Siedlung ist eine ziemlich lange Pflasterstraßenstrecke befestigt mit fächerartig gelegenem Granitpflasterstein erhalten geblieben. Der Straßenbelag ist in einem sehr guten Zustand, was von hoher Qualität der damaligen Bauweise zeugt. Die noch in der Zeit des Zentralen Industriebezirks angelegte Straße in der Nähe der Villen weist eine streifenförmige Anordnung der Komposition des rechteckigen Granitpflastersteins auf. Beide Straßen sind immer noch in Benutzung.

Die Siedlung war sehr gut mit anderen Stadtteilen verbunden, sie hatte Telefonanschluss, Kanalisation, Gas- und Stromanschluss. Es ist interessant, dass die Siedlungsstraßen jahrelang keinen Straßennamen trugen. Die Siedlung mit ihren interessanten Villen für Beamte, Ingenieure und Direktoren fiel gegenüber anderen im Zentralen Industriebezirk erbauten Wohnsiedlungen auf.

Die Route führt zuerst zur  Direktorenvilla in der Siedlung Nr. 11 in Pustków. Heute ist die Villa im Privatbesitz. Im Zweiten Weltkrieg wohnten hier deutsche Kommandanten des SS-Truppenübungsplatzes. Hier weilte auch Heinrich Himmler, Reichsführer SS, Chef der Deutschen Polizei und Gestapo, der nach Pustków gekommen ist, um estnischen SS-Legion    und zugleich den SS- Raketentruppenübungsplatz Heidelager bei Blizna zu visitieren.

Die Villa wurde ähnlich wie die Villen in anderen Städten des Zentralen Industriebezirks entworfen. Der Haupteingang führte zum Flur und daneben befand sich das Treppenhaus. Im Erdgeschoss lagen solche Räume wie: Küche mit Speisekammer, Dienerzimmer, Speisezimmer, Arbeitszimmer und Wohnzimmer, von dem man auf die Terrasse und gleich in den Garten gehen konnte. Im ersten Geschoss wurde die Einteilung in einzelne Funktionsbereiche wie Wohn- und Schlafbereich berücksichtigt. Hier befanden sich zwei Schlafzimmer und ein Badezimmer mit der Garderobe verbunden. Die Nutzfläche betrug 180 m2. Im Kellergeschoss lag ein Heizraum für die Zentralheizung. Innovativ in diesem Gebäude war die dekorative Deckenbeleuchtung  im Arbeitszimmer, Wohnzimmer und Speisezimmer. Die Innenräume der Villa fielen gegenüber anderen im Zentralen Industriebezirk erbauten Wohngebäuden auf.

Ein nächstes sehenswertes Objekt ist die Bebauung der Ingenieursiedlung, heute Pustków, Siedlungen Nr. 13, 15, 17 und 12, 14, 16. Die Ingenieursiedlung lag im westlichen Teil der Siedlung. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden hier sechs Villen für Ingenieure erbaut, deren Entwürfe sich kaum vom Entwurf der Direktorenvilla unterschieden. Die Nutzfläche der Villa betrug ca. 150 m2. Räumige und komfortable Innenräume wurden ähnlich wie in der Direktorenvilla aufgeteilt. Was sie unterschieden hat, waren separate Eingänge in die Küche und ins Dienerzimmer. Beim Bau achtete man auf eine entsprechende Lage der Häuser, die Straße entlang, zum Zweck optimaler Besonnung des Wohnbereichs.

Die Bebauung der Beamtensiedlung, heute Pustków-Siedlung Nr. 19–24, ist ein nächstes Objekt der Route des Zentralen Industriebezirks. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelang es hier sieben Villen für Beamte zu errichten, was mit sechs für Ingenieure erbauten Villen nur ein Drittel des geplanten Projekts ausmachte.  Auf den 28 vorbereiteten Baugrundstücken sollten die Villen abwechselnd liegen. In jeder Villa gab es gleiche Wohnungen für zwei Familien, im Erdgeschoss lag die eine Wohnung und im oberen Geschoss die andere. Der Mittelteil des Gebäudes wurde mit einem separaten Eingangsbereich versehen. Im Eingangsbereich gab es Zugang zu der im Erdgeschoss gelegenen Wohnung, aber auch zum Treppenhaus, das nach oben zu der zweiten Wohnung führte.

Vom zentral gelegenen Flur konnte man zu beiden Seiten gelegene Räume erreichen. An der einen Seite befanden sich Schlafzimmer, ein Badezimmer mit Toilette, Küche mit Speisekammer und Dienerzimmer in unmittelbarer Nähe. An der anderen Seite lag ein Speisezimmer und Arbeitszimmer. Beide Zimmer wurden mir einer Enfilade verbunden. Die Nutzfläche der Wohnung betrug ca. 100 m2. Die Architektur dieser Villen ist ein Beispiel für gelungene modernistische Bauweise der späteren 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Gutes Gefühl für Proportionen, zahlreiche funktionale und zugleich visuell attraktive Lösungen bei Terrassen, Balkonen und Bogengängen verursachen, dass dieses Gebäude ein wertvolles Objekt auf der Karte der im Zentralen Industriebezirk erbauten Wohngebäude ist.

Von der Beamtenkolonie geht man in  Richtung der modernistischen  Kapelle nach dem Entwurf  von Leon Dietzd’Army. Die Kapelle liegt bei der Pfarre des Hl. Stanislaus. In Hinsicht auf die Tatsache, dass heute in der Kapelle die Verstorbenen den letzten Abschied nehmen, ist sie den Besuchern nicht zugänglich. Die Kapelle ist das einzige erhaltene Objekt dieser Art aus der Zeit des Zentralen Industriebezirks.

Die Route führt weiter zur Bebauung der Meistersiedlung. Sie unterscheidet sich wesentlich von der Bebauungsart anderer Kolonien in Pustków. Die Form der Gebäude für Meister, heute Pustków-Siedlung 28 und 29, erinnerte an heutige Wohnblocks. Zur Verfügung der Familie stand die Nutzfläche von ca. 65 m2. Im zweigeschossigen Gebäude befanden sich vier Wohnungen und ein zentral gelegenes Treppenhaus. Im Haus für Junggesellen gab es auch Dienstwohnungen und Loggien von der Gartenfassade. Markant für die Bebauung der Meistersiedlung war ihre geschlossene Architektur, die auch für Meistersiedlungen in anderen Städten des Zentralen Industriebezirks charakteristisch war.

Zuletzt geht man zum Eingangskomplex der Lochziegelwerke, heute das Tor Lerg A.G., in Pustków-Siedlung 59d. Der Betrieb ist den Besuchern nicht zugänglich. Nur am Eingangstor kann man zwei Gebäude aus der Zeit des Zentralen Industriebezirks sehen.

Auffallend ist die Gestaltung des Eingangskomplexes mit einem halbrundem Platz vor dem Einfahrtstor sowie mit Gebäuden um das Tor, die eine Verwaltungsfunktion hatten, darunter Pförtnerlogen, eine für Beamte, andere für Arbeiter.

Der Betrieb wurde 1937 in Pustków-Las gegründet. Infolge einer Vereinbarung zwischen der militärischen Geschäftsführung der Gesellschaft „Lignoza A.G.” in Katowice  und der lokalen Militärbehörde wurde beschlossen, hier Formalin, das zur Produktion der Kunststoffe nötig ist, herzustellen. Außerdem sollten im Betrieb auch Zündstoffe und Sprengstoffe gefertigt werden.

Zum Unternehmen gehörte ein 600 ha großes Grundstück, davon 163 ha für Fabrikgebäude. Die Lage der Fabrik im Hochwald entsprach den strengen Vorschriften zum Militärschutz. In Betracht wurden die erforderlichen spezifischen Produktionsfaktoren gezogen wie die Richtung der Lüftung von Produktionsgebäuden. Demnach musste der Fabrikkomplex entsprechend gelegen werden. Das Betriebsgelände wurde durch ein besonderes Merkmal, nämlich ein orthogonales Straßennetz gekennzeichnet. In der Fabrik gab es verschiedene Abteilungen: Abteilung für Pyrotechnik, für Nitroverbindungen und für Zündstoffe sowie auch allgemeine, mechanische Abteilung und Abteilung für Plastiksprengstoffe. Die innere Eisenbahnlinie hatte drei Abzweigungen mit jeweils  einem angelegten Nebengleis.

Der Bau des Betriebs verlief unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards und Schutz der militärischen Geheimhaltung. Jegliche Dokumentation wurde inventarisiert, Projekte wurden nummeriert und nach Baufertigung sofort durch eine Kommission verbrannt.

Den Einfahrts- und Eingangskomplex, das letzte Objekt auf der Route, bildeten zwei gleiche eingeschossige Gebäude. Das eine Gebäude diente technischem Personal und Verwaltung, im Erdgeschoss befand sich Pförtnerloge, Wache, Registratur, Buchhaltung, Wartezimmer für Petenten. Im oberen Geschoss lagen: Büro der Geschäftsführung, technisches Betriebsbüro, Konferenzsaal, Expedition und Verwaltungsräume. Das Dachgeschoss wurde nicht genutzt, im Kellergeschoss gab es Räume für Archiv, Dienstraum des Kommandanten der Betriebsaufsicht. Im Erdgeschoss verfügte das andere Gebäude über Pförtnerloge für Arbeiter, Umkleideräume, Toiletten, Ambulanz und einen ziemlich großen Mehrzwecksaal. Aufgrund einer hohen Arbeiterzahl gab es im oberen Geschoss dieselbe Raumaufteilung wie im Erdgeschoss.

Die Gebäude lagen senkrecht zur Hauptstraße. Der Baukörper der Gebäude wurde in drei unterschiedliche Einzelkörper gegliedert. Verwendet wurden dabei vielfältige Mittel zur Fassadengliederung wie vertikal orientiertes Fenster im Verwaltungsgebäude, abgeschrägte Eckachse und symmetrische Gliederung der Fassade durch Fensteröffnungen. Das Pförtnergebäude für Beamte hatte hohe, schmale Thermometer Fenster, um Lichtverhältnisse im Korridor zu verbessern.

Bei der Ausführung beider Gebäude gab es sichtbare Unterschiede. Im Gebäude für technisches Personal wurden Baumaterialien von guter Qualität verwendet. Die Treppen mit abgerundetem, hölzernem Handlauf wurden mit Granit verkleidet. Auffallend waren farbige Motive im mit Fliesen ausgelegten Fußboden. Andere Fabrikgebäude wurden nicht verziert, sie wurden im einfachen, schlichten und funktionalen Stil ausgeführt. Seit 2009 heißt das Unternehmen Lerg A.G.

Nach der Besichtigung geht man in die Kolejowa Straße zurück und dann in Richtung einer nah gelegenen Bushaltestelle.